Beate Uebel: Europameisterin und Deutsche Meisterin in der Langdistanz – Challenge Roth am 5. September 2021 | 05. Sep 2021

Am 5. September 2021 fand, dieses Jahr anders als üblich im Juli, der legendäre Langdistanz-Triathlon Challenge Roth statt. 3,8km Schwimmen, 170km Radfahren und 42km Laufen galt es für die Athleten zu absolvieren. Nachdem die Weltmeisterschaft auf Hawaii abgesagt wurde, konnte mit einem hochkarätigem Starterfeld gerechnet werden. Parallel fanden auch Deutsche Meisterschaften und Europameisterschaften der Altersklassenathleten statt.

Ein Triathlon besteht nicht nur aus drei Disziplinen, sondern auch die Wechselzone kann als eigenständige Disziplin betrachtet werden. Bei besonders erfolgreichen Athleten wird die vierte Disziplin durch einen weiteren Marathon ergänzt: Interview- und Pressemarathon.

Und genau deswegen sitzt du jetzt hier auf dem TB-Gelände, Beate. Während die anderen Athleten ihr Lauftraining absolvieren, kannst du mit gutem Gewissen die Beine hochlegen. Dein erfolgreiches Wettkampfwochenende bringt einen großen Vorteil mit sich: Du musst den Wettkampfbericht nicht selbst schreiben, sondern das wird hier für dich erledigt.

Beate, du bist jetzt Europameisterin und Deutsche Meisterin in deiner Altersklasse über die Langdistanz. Wie fühlt sich das an?

Beate: +lach+ wie am Samstag zuvor auch.

Vor 2 Wochen haben wir uns noch beim Allgäu Triathlon getroffen und du warst dir nicht so ganz sicher, ob das eine gute Idee sei, noch über eine Mitteldistanz zu starten. Was kannst du im Nachhinein drüber sagen?

Beate: Normalerweise starte ich 4 Wochen vor einer Langdistanz über eine Mitteldistanz. Durch die verschobenen Wettkämpfe wurde der Zeitplan durcheinander gewürfelt. Am Allgäu-Triathlon habe ich aber gemerkt, dass ich noch etwas an den Wechselzeiten optimieren sollte. Die Regenerationszeit war aber ausreichend und es war eine gute Entscheidung.

Eine Langdistanz bedeutet sehr viel Trainingsvorbereitung und Zeitaufwand. Wie motivierst du dich im Training, solche langen Strecken zu absolvieren?

Beate: Die eigentliche Leistung und Ausdauer an einer Langdistanz ist nicht der Wettkampf selbst, sondern die Vorbereitung dorthin. Der Wettkampf an sich ist „nur“ Abrufen. Sehr wichtig im Training ist Regelmäßigkeit und Routine. Mit unterschiedlichen, aber festen Trainingspartnern wird immer an denselben Tagen, die Woche mit Einheiten vollgepackt.

Beispielsweise kann hier die 3-Tage-Langdistanz genannt werden: Donnerstag 3,8km Schwimmen, Freitag 160km Radfahren und Samstag Longrun mit ca. 25km

Schwierig waren die vergangenen 1.5 Jahre Wettkampfvorbereitung nur in der Hinsicht, dass man auf einen Wettkampf hinarbeitet, welcher lange Zeit ungewiss war. Durch Verschieben und Absagen sämtlicher Wettkämpfe wusste man nicht, wann tatsächlich wieder ein Wettkampf stattfinden wird. Umso schöner, dass die Challenge jetzt im September durchgezogen wurde.

Und was sagt deine Familie und Sheela (Hund) dazu?

Beate: Oft gehe ich am Wochenende zusammen mit der Familie zum Laufen. Meine Trainingseinheiten absolviere ich aber zum Teil auch sehr früh am Tag, sodass ich schon wieder zu Hause bin, wenn der Tag startet. Generell ist aber die Unterstützung der Familie sehr wichtig. Auch am Wochenende war Peter von 4 Uhr bis 23 Uhr auf den Beinen, um mich an den verschiedensten Stellen zu unterstützen. Und Sheela ist ebenfalls in Topform. 70km die Woche begleitet sie mich bei den Laufeinheiten – ein sehr treue Laufbegleiterin.

Am Wettkampftag, 5. September, 7:30: Kannst du dich erinnern? Was waren deine Gedanken?

Beate: Die 3 Tage vor dem Wettkampf sind immer die Schlimmsten – Aufregung pur. Am Wettkampftag selbst wechselt die Aufregung zu Vorfreude. Wenn sich der Nebel in der Morgensonne langsam verzieht, die Heißluftballons aufsteigen und es in der Wechselzone nur so wimmelt vor lauter internationaler Athleten, die alle dasselbe Ziel haben, ist das einfach nur ein geiles Gefühl.

Du hast bereits 2x in Roth teilgenommen. Es war dieses Jahr eigentlich nur Roth light. Wie war es im Vergleich zu deinen letzten Roth-Erlebnissen?

Beate: Weniger Teilnehmer als die Jahre zuvor haben sich deutlich bemerkbar gemacht, denn auf den Strecken ging es etwas ruhiger zu. Auch waren deutlich weniger Zuschauer an der Strecke verteilt. Jedoch dort wo sich die Zuschauer zu kleinen Stimmungsnestern versammelten, war dies auch von Weitem zu hören.

Die Challenge hat gezeigt, dass trotz Corona auch wieder größere Wettkämpfe möglich sind und langsam wieder Normalität eintrifft. Auch letztes Jahr waren die Athleten immer zur aktuellen Lage top informiert und man wurde nie allein gelassen. Die Veranstaltung war ein voller Erfolg und macht wieder Spaß auf mehr.

Ganz besonders ist den Helfern zu danken. Mit jeder Banane oder Wassermelone wird zusätzlich ein nettes Wort mitgegeben.

Großes Thema: Radstrecke ohne Solarer Berg. Was sagst du dazu. Trotzdem Roth-Feeling?

Beate: Eigentlich ist der Solarer Berg schon ein Highlight der Challenge Roth. Wenn man das Gefühl bereits kennt, dort durchzufahren, fehlt schon etwas. Wobei ich ehrlich gesagt dieses Jahr auch nichts an einer 10km kürzeren Radstrecke auszusetzen hatte.

Wie war das Gefühl im Deutschlandanzug zu starten?

Beate: Sehr sehr gut. Danke hierfür an den TB Erlangen für das Sponsoring des Anzugs. Eine Langdistanz ist ein besonderer Tag, der für immer in Erinnerung bleibt. Deshalb sollte man sich auch dementsprechend schick herrichten. Ich war extra paar Tage zuvor nochmals beim Friseur und habe mir die Nägel passend dazu lackiert. +lach+

Welcher Moment von deinen 12Std 23Min und 27Sek war der Schlimmste und welcher der Schönste? (ausgenommen Zieleinlauf)

Beate: Die Familie an der Strecke zu haben ist immer ein großartiges Gefühl. Da ich an den Anstiegen auf der Radstrecke immer meine Probleme habe, stand Peter direkt am Kalvarienberg. Der Rest der Familie begrüßte mich nach der 2. Wechselzone zu Beginn des Marathons.

Beim Laufen wusste ich nicht so recht, was ich essen sollte, sodass mir nicht noch schlechter wird, ich aber wieder Energie bekomme. Melone und Brühe hat sich dann als sinnvoll herausgestellt.

Beschreibe doch kurz jede deiner Disziplinen wie es dir erging.

Schwimmen: Die Temperatur mit 18 Grad fand ich ok und daher war das Schwimmen in Ordnung.

Radfahren: Das Radfahren lief richtig gut. Zu danken habe ich hier der Zwift-Trainingsgruppe für das Motivationstraining im Winter. Ich konnte durchgehend eine hohe Trittfrequenz halten und fühlte mich bis zum Ende auf der Radstrecke sehr fit.

Laufen: Mit den sommerlichen Temperaturen hatte ich beim Laufen sehr zu kämpfen. Der innere Schweinehund hat mächtig gepfiffen, aber ich konnte mich mit ihm auf Gehpausen an den Verpflegungsstationen einigen.

Wechselzone: Vorbei an anderen Athleten, die in der Wechselzone erst einmal ihre Blackroll auspackten oder sich frisch mit Sonnencreme einschmierten, konzentrierte ich mich lediglich auf eine schnelle Wechselzeit und wurde auch belohnt. Prämiert mit der schnellsten Wechselzeit in der Altersklasse erhielt ich ebenfalls eine Auszeichnung. Ich habe tatsächlich auch etwas auf diese Auszeichnung gespechtet. +lach+

War das deine letzte Langdistanz oder planst du noch weitere?

Beate: Aufgrund des ausgefallenen IronMan‘s in Hamburg habe ich noch einen Gutschein, welchen ich gerne einlösen möchte. Der nächste Start ist aber noch nicht fix. In einer Woche starte ich bei der Mitteldistanz in Ingolstadt und dann steht noch ein Marathon auf dem Programm für dieses Jahr.

Letzte Frage, die du die letzten Tage vermutlich schon öfter zu hören bekommen hast. Wann fliegst du nach Kona?

Beate: Wenn sich die Chance ergibt, würde ich diese natürlich gerne nutzen. Vielleicht kann ich beim IronMan in Hamburg nächstes Jahr einen begehrten Slot ergattern. Derzeit sind aber auch die Reisebedingungen ein schwieriges Thema und es ist nicht absehbar, wie es weitergeht.

Wie es von Felix Walchshöfer (Organisator Challenge Roth) so schön hieß: …dann kommt eben Hawaii nach Franken!

 

Vielen Dank und alles Gute für die weiteren Wettkämpfe. See you at the finishline!

 

Ergebnis Beate

Gesamtzeit 12:23:27, 147. W, 1. AK

Einzelzeiten: Swim 01:31:17, T1 03:52, Bike 05:54:55, T2 04:07, Run 04:49:18

Europameisterschaft 1. AK

Deutsche Meisterschaft 1. AK

 

Susi (im Auftrag der Triathlonabteilung)